Meine Indonesien Reise: Insel Java
2. Teil: Java
Kulturdenkmäler und ein Tanz auf dem Vulkan
Nach einem letzten, ausgezeichneten Frühstück an Bord meines Bootes, bei dem ich neugierig von einer Gruppe Langschwanzmakaken beobachtet werde, endet mein Borneo-Abenteuer und ich nehme den Flieger nach Java. Ich fliege nach Semarang, wo ich meinen neuen Guide treffe. Anschließend fahren wir nach Yogyakarta, dem kulturellen Zentrum Zentral-Javas. Bei der Ankunft bemerke ich, wofür diese Region und die Insel Java zudem bekannt sind. Der Merapi – ein imposanter Schichtvulkan thront bedrohlich und faszinierend zugleich über der Stadt. Etwa 40 zum größten Teil noch aktive Vulkane gibt es auf Java. Einen davon werde ich schon bald ganz genau kennenlernen...
In Yogyakarta ist am nächsten Tag zunächst ein Kulturprogramm angesagt. Wir besichtigen den Borobudur Tempel etwa 30 Kilometer nördlich der Stadt, den größten buddhistischen Tempel Südostasiens. Er wurde im 8. Jahrhundert erbaut und seine Fertigstellung dauerte über 100 Jahre. Die riesige Tempelanlage ist wirklich beeindruckend mit ihren zwölf terrassenförmig angelegten Stockwerken, an deren Wänden auf Flachreliefs Szenen aus dem Leben Buddhas, aber auch aus dem alltäglichen Leben der Javaner zur Zeit der Erbauung des Tempels, dargestellt sind. An der obersten Stupa angekommen, hat man einen traumhaften Blick über die umliegende Landschaft – ein Eindruck der mir noch lange Zeit in Erinnerung bleiben wird.
Es geht weiter zum Kraton, dem Sultanspalast von Yogyakarta, wo ich im Museum einen Einblick in das Leben vom Sultan erhalte, der noch heute in einem der letzten beiden verbliebenen Sultanate Indonesiens herrscht. Anschließend besichtige ich Taman Sari, das ehemalige Wasserschloss, in dem sich früher der Harem des Sultans befand, von dem heute jedoch nur noch eine Ruine und einige restaurierte Schwimmbecken übrig sind.
Mein Ausflug in das kulturelle Leben Javas endet mit dem Besuch zweier Handwerksbetriebe. Zunächst besichtigen wir eine Batik-Manufaktur und ich sehe zu, wie aufwändig hier die für Java bekannten Stoffe in Handarbeit bemalt und gefärbt werden. Die Konturen der Muster werden dabei aufwändig mit flüssigem Wachs auf die Stoffe gemalt, damit die Farben beim anschließenden Färben nicht ineinander laufen. Es ist wirklich interessant, dies zu beobachten und ich staune sehr über die ruhige Hand, mit der die Mitarbeiter die filigranen Muster auf die Stoffe bringen.
Anschließend erfahre ich in einer Silberschmiede, wie Javanisches Silber und Schmuck hergestellt werden. Nach einem ereignisreichen Tag im kulturellen Zentrum Javas kehre ich schließlich in mein schönes Hotel zurück, wo ich früh zu Bett gehe, denn am nächsten Morgen soll bereits sehr früh mein nächstes Abenteuer beginnen.
Dieses führt mich wieder in die Natur. Mein Ziel ist Mount Bromo, der wohl bekannteste aktive Vulkan im Osten Javas. Dafür muss ich zunächst eine vierstündige Zugfahrt und anschließend weitere vier Stunden im Auto in Kauf nehmen. Aber die Anreise lohnt sich! Die letzte Stunde der Fahrt führt ins Bergland des Bromo-Tengger-Semeru-Nationalparks, eine der fruchtbarsten Regionen der Insel. Ich staune über unzählige Gemüsefelder, sowie über die steilen Berghänge, an denen sich die Wolken stauen.
Meine einfache Lodge befindet auf etwa 2300 m direkt am Rand der Tengger-Caldera, in dessen Mitte sich der Krater des Bromo erhebt – schon bei meiner Ankunft ein unglaublich faszinierender Anblick, an dem ich mich gar nicht satt sehen kann. Und so nutze ich trotz der langen Anreise und entgegen des Protests meiner müden Knochen die letzten Stunden Tageslicht für einen einstündigen Spaziergang entlang der Caldera und lasse die unwirkliche Stimmung am Vulkan auf mich wirken. Anschließend heißt es auch an diesem Abend früh zu Bett gehen, denn am nächsten Morgen werde ich vor Sonnenaufgang zum Aussichtspunkt am Bromo aufbrechen.
Der Treffpunkt am Jeep ist morgens um 3:30 Uhr und die Fahrt zum Aussichtspunkt dauert etwa 45 Minuten. Mit dem Jeep geht es zunächst durch die Caldera auf die andere Seite und anschließend einen weiteren Berg hinauf, an dem sich verschiedene Aussichtspunkte befinden. Für den höchsten Aussichtspunkt sind wir zunächst aufgrund großen Andrangs (begründet im Chinesischen Neujahrsfest einige Tage zuvor und dem damit verbundenen verlängerten Wochenende) leider etwas zu spät und so halten wir für den Sonnenaufgang zunächst am untersten Aussichtspunkt, von dem aus man seitlich auf den Bromo schaut, wobei der Krater jedoch größtenteils vom davor liegenden Lavadom des Mount Batok verdeckt wird.
Im Hintergrund ist die typische Silhouette des Mount Semeru zu erkennen, der alle paar Minuten kleine Rauchwolken in den Himmel sendet. Um kurz nach 5 Uhr ist es dann so weit. Die Sonne erhebt sich über die bizarre, in Morgennebel gehüllte Mondlandschaft und taucht sie in ein warmes Licht – von allen Seiten hört man das Klicken der Fotoapparate und ansonsten ist die Stimmung trotz der relativ großen Menschenmenge auf dem kleinen Hügel geprägt von staunendem Schweigen. Als die Sonne dann mit ganzer Kraft am Himmel steht und sich die Menschenmenge langsam lichtet, wagen wir es und fahren mit dem Jeep weiter hinauf, damit ich mir auch ein Bild von den anderen Aussichtspunkten machen kann.
Zunächst halten wir am etwa 50 m unterhalb des höchsten Aussichtspunktes gelegenen sogenannten King Kong Viewpoint. Ein kleiner befestigter Weg führt ohne weiteren Anstieg zu einer Aussichtsplattform, von der aus man einen sehr schönen Blick etwas seitlich auf den Krater des Bromo und den daneben liegenden Mount Batok hat. Besonders positiv fällt mir auf, dass sich zu diesem Aussichtspunkt vergleichsweise wenige Besucher „verirren“, da er sich nicht allzu weit vom höchsten Punkt befindet und die meisten eher dahin pilgern. So kann man hier sehr gut in Ruhe die Stimmung, sowie die fantastische Aussicht genießen und Fotos machen.
Zu guter Letzt besuchen wir schließlich den besagten höchsten Aussichtspunkt, von dem aus man den klassischen frontalen Blick von oben auf die gesamte Vulkanlandschaft einschließlich des weiter entfernten Mount Semeru hat. Hier könnte ich am liebsten stundenlang verweilen und die Aussicht genießen. Dennoch heißt es nach etwa einer halben Stunde Abschied nehmen von dieser faszinierenden Kulisse, denn nun beginnt der nächste Teil meines Vulkan - Abenteuers – der Weg zurück in die Caldera und hinauf zum Krater selbst!
Der etwa 45-minütige Fußmarsch, der durch das Besteigen einer steilen Treppe am Rand des Kraters abgeschlossen wird, lohnt sich jedoch. Plötzlich stehe ich oben und kann nur staunen beim Blick hinein in den Krater, wo es brodelt, dampft und knistert. Die Luft ist gefüllt von Schwefelgeruch und nach einigen Minuten kratzt es auch merklich in meinem Hals. Dennoch, für mich ist dies einer der Höhepunkte meiner Indonesien-Reise. Vulkane faszinieren mich schon seit langer Zeit und noch nie war ich dem Erdinneren und der Kraft, die von diesen Feuerbergen ausgeht, so nah wie jetzt – wirklich ein bleibendes Erlebnis!
Nach diesem spannenden Morgen kehren wir zum Frühstück zurück in unsere Lodge. Ich lasse die Eindrücke nochmals auf mich wirken und mache mich anschließend auf in mein Zimmer zum Packen. Denn nun geht meine Reise weiter, am Nachmittag fahre ich nach Surabaya und nehme den Flieger nach Bali. Anschließend wird der letzte Teil meines Indonesien-Reise beginnen, bei dem ich die letzten Drachen der Erde besuchen werde. Näheres dazu berichte ich Ihnen in der nächsten Woche im dritten und letzten Teil meines Indonesien-Reiseberichts.
Ihre Kristin Schichler
... zum ersten Reisebericht – Insel Borneo
... zum dritten Reisebericht – die Inseln Bali & Komodo